im Porträt: Bernd Malkmus
Ein Beitrag aus den Kinzigtal-Nachrichten vom 4. September 2003
Uttrichshausen (rd)
Am liebsten pfeife ich Spiele, die ganz weit weg sind, wo mich keiner kennt
zum Beispiel in Bayern, verrät Bernd Malkmus, Fußball-Schiedsrichter in Diensten
von A-Ligist SV Uttrichshausen.
Dass der 49-jährige Vater von drei Kindern überhaupt zur Pfeife gegriffen hat,
ist einem Aufstieg seines SV Uttrichshausen in die Bezirksliga zu verdanken:
"Wir hatten damals zu wenige Schiedsrichter. Uns hätte ein Punktabzug gedroht,
wenn sich keiner gefunden hätte. So bin ich dann eben dazugekommen."
Aufgrund eines Hüftleidens und eines Bandscheibenvorfalles ist Malkmus gesundheitlich
angeschlagen und leitet nur noch etwa 20 Spiele pro Saison:
"Deswegen musste ich auch mit dem aktiven Fußball aufhören.
Momentan spiele ich vielleicht noch einmal pro Jahr bei den Alten Herren."
Aus den 15 Jahren als Referee weiß Malkmus, der als Hausmeister beschäftigt ist,
allerhand Anekdoten zu berichten: "Gleich bei meinem ersten Einsatz in Lengers bei
Hersfeld habe ich einem Spieler der Gastgeber wegen groben Foulspiels die Rote Karte zeigen müssen,
obwohl ich eigentlich jemand bin, der mit Roten Karten nicht so schnell zur Hand ist.
Auf jeden Fall musste ich danach flüchten. Dort hängt heute noch eine Jacke von mir.
Geduscht habe ich dann in Wölfershausen, wo Jochen Koppel aus Hutten zur gleichen Zeit gepfiffen hat.
Wir waren damals gemeinsam gefahren. Er hatte mich aber schon gewarnt, dass das Publikum In Lengers
nicht so ganz einfach sei."
Ein anderes mal wollte Malkmus einem AH-Spieler von Oberkalbach die Rote Karte zeigen.
"Er kam auf mich zu und hat sie mir weggenommen. Später habe ich sie natürlich wiederbekommen.
Das war sogar einer, der mit mir früher mal in der Jugend gespielt hat.
Wir haben es nach dem Spiel aber so abgehandelt, dass die Strafe nicht so hoch ausgefallen ist",
schmunzelt Malkmus noch heute beim Gedanken an diese Episode.
Über die A-Klasse ist er nie hinausgekommen: "Ich hatte ja schließlich drei Kinder.
Da ist das mit der Schiedsrichterei auch nicht so einfach unter einen Hut zu bringen."
Von den bekannten Unparteiischen imponiert ihm der Magdeburger Bernd Heynemann wegen dessen
Fingerspitzengefühls: Er hat einfach das gewisse Etwas.
Malkmus glaubt im Übrigen, selbst über ein gewisses Fingerspitzengefühl zu verfügen:
"Das liegt sicherlich daran, dass ich über viele Jahre bei uns Libero gespielt habe.
Da hat man ein Auge für die jeweilige Situation."
Noch heute ist er dem SV Uttrichshausen eng verbunden, jagen dort doch seine beiden Söhne Jens (19)
und Rafael (16) dem runden Leder hinterher. Malkmus Senior spielt derweil Tennis.