im Porträt: Alois Jäckel

Schlagzeile in der Fuldaer Zeitung vom 08.08.2006: "Alois Jäckel: Als wäre das Ende da"

Manchmal schreibt der Fußball Geschichten, die selbst ältesten Hasen noch nicht untergekommen sind

Uttrichshausens Obmann Opfer einer Jubelszene - Von Willi Schmitt

UTTRICHSHAUSEN
Manchmal schreibt der Fußball Geschichten, die selbst ältesten Hasen noch nicht untergekommen sind. So beim Schlüchterner A-Liga-Spiel SG Weiperz gegen SV Uttrichshausen (3:3). Martin Jehn hatte gerade das 3:2 für Weiperz erzielt und sich nach bekannter Unsitte beim Torjubel das Trikot über den Kopf gezogen. Sozusagen kopflos rannte Jehn los – und Uttrichshausens Spielobmann Alois Jäckel über den Haufen. Der 62-Jährige musste mit Prellungen und Atemnot ins Krankenhaus gebracht werden.
Jäckels Sohn Heiko, Spieler des SVU, übte postwendend Selbstjustiz und stieß Jehn zu Boden. Der Schiedsrichter stellte daraufhin Heiko Jäckel vom Platz.

Frage: Herr Jäckel, wie geht es Ihnen?
Alois Jäckel: Ich habe Schmerzen. An Arbeiten ist nicht zu denken. Ich muss nochmal zum Arzt. Martin Jehn ist ja kein leichter Mann. Ich kam mir vor, als sei ich gegen ein Auto gelaufen. Der kam mit hohem Tempo an der Außenlinie auf mich zugerannt, und obwohl ich noch zwei Schritte zur Seite gemacht habe, um ihm auszuweichen, hat er mich mit dem Ellenbogen an der Seite erwischt.
Ich bin wie ein nasser Sack um und habe keine Luft mehr bekommen. Ich habe da gelegen, als wäre das Ende da. Sicherheitshalber bin ich im Krankenhaus geröntgt worden. Zum Glück ist keine Rippe gebrochen.

Frage: Sind Sie sehr sauer auf Martin Jehn?
Alois Jäckel: Er ist nicht ganz unschuldig. Wenn er sich das Trikot nicht über den Kopf gezogen hätte, hätte er mich gesehen. Ich konnte mich ja nicht in Luft auflösen.

Frage: Was sagen Sie zur Roten Karte Ihres Sohnes Heiko?
Alois Jäckel: Für mich ist das eine ganz harte Bestrafung. Heiko hat nur im Reflex Jehn umgestoßen und nicht geschlagen. Hier hätte der Schiedsrichter diese Vater-Sohn-Situation würdigen und ein wenig Fingerspitzengefühl zeigen müssen. Ich hoffe, dass Klassenleiter Harald Maienschein Milde walten lässt.



"Garant für den Fortbestand" titeln die Kinzigtal-Nachrichten am 15.11.2000

Mehr als 40 Jahre ist Alois Jäckel (56) Mitglied im Sportverein Frischauf Uttrichshausen 1919.
Mit den Fußballern hat er alle Höhen und Tiefen erlebt und sich in all den Jahren als aktiver Spieler, Platzwart, Jugendwart und Jugendtrainer engagiert.
Seit 13 Jahren ist er Obmann und Betreuer und hält mit seiner Nähe und Kameradschaft zur Mannschaft diese nicht nur zusammen, sondern ist auch Garant für den Fortbestand des Vereins.

Das geht nur, wenn man eine fußballbegeisterte Familie hat. Der gelernte Maschinenschlosser weiß wovon er redet, wenn er sagt: „Wenn die Ehefrau kein Verständnis hat, kann man so etwas nicht so lange machen.“ Mit 16 Jahren spielte er in der A-Jugend, mit 18 in der Ersten (bis 35), bis zum 46. Lebensjahr in der AH-Elf und hat nebenbei bis heute einige Ehrenämter. Kein Wunder, der Fußball steht bei der Familie Jäckel im Mittelpunkt.

Dies zeigt sich jeden Sonntag auf dem Sportplatz. Während Alois Jäckel als Obmann am Spielfeldrand steht und Ehefrau Roswitha mitfiebert zählen die Söhne Heiko (29) als Torjäger und Marcel (20) als Manndecker sowie Schwiegersohn Elmar Heger, der mit Heikos Zwillingsschwester Alexandra verheiratet ist, zu den Stützen.

Stolz ist er dann, wenn erfolgreich gespielt wird, wie kürzlich als Heiko beim 5:2 gegen Bellings vier Treffer beisteuerte.

Viele Jahren zählte Jäckel als rechter Verteidiger zu den Stützen in der Ersten und die Gattin, damals stets mit dem Zwillingswagen dabei, lobt ihren Mann: „So schnell kam an ihm keiner vorbei. Er war ein zweikampfstarker und kompromissloser Abwehrspieler. Die Stürmer hatten bei ihm schlechte Karten.“

Seit dem Karrierenende in der Ersten betätigt er sich als Funktionär in verschiedenen Ämtern und kümmerte sich auch einige Zeit als Jugendwart und A-Jugendtrainer um die Jugendarbeit. Über viele Jahre bis 1999 war er auch Platzwart. Viel Freizeit verbrachte Jäckel nicht nur bei der Pflege des Platzes, er legte auch Hand an bei der Säuberung der Duschen und Umkleideräume.

Auch heute noch, wenn bei schlechten Platzverhältnissen viel Schmutz anfällt, verschwindet er – wenn die Spieler schon feiern – in den Keller und macht die Grobreinigung der Kabine. Dann fragen die Spieler schon "Alois, wo bleibst du denn?"

Wenn er sonntags als Obmann und rechte Hand des Trainers, den Spielbericht ausfüllt und die Bälle bereit legt, sind sein Markenzeichen die beiden Köfferchen, ein Medizinkoffer und die von Ehefrau Roswitha mit Eiswürfeln gefüllte Kühlbox. Und wenn es sein muss, macht er nebenher auch noch Linienrichter.

SV Vorsitzender Siegmund Adam hat recht, wenn er sagt: „Alois macht sehr viel für unseren Verein.“